Freitag, 23. Dezember 2016
Leben und Arbeiten im globalen Süden
216) PALAVER PRINZIP
Originäre Methodik der kollektiven Entscheidungsfindung überall im Süden mehr oder weniger ausgeprägt, auch in Produktivkollektiven, besonders in Reisbaugesellschaften und in der öffentlichen Verwaltung. Elemente sind ein Teilnehmerniveau auf Augenhöhe, also in etwa gleicher Herkunft, Sprache, Alter, Teilnehmer sind Mediatoren mit sozialer oder fachlicher Kompetenz zur nachfolgenden Umsetzung der gefundenen Entscheidung, Geschlechtertrennung, eon Leiter, der als primus inter pares fungiert, mit charismatischer Führungskompetenz, und keine zeitliche Begrenzung. Grundsätzlich werden Entscheidungen einstimmig getroffen, Abstimmung und Mehrheitsprinzip sind unbekannt, es wird so lange palavert, bis der letzte Teilnehmer zustimmt, der Leiter setzt sich nie über die Gruppe hinweg. Geordneter Aufruf von Wortmeldungen ist uungebräuchlich, es geht schon mal kreuz und quer. Eine hitzige Atmosphäre wird entspannt durch Witze und Gelächter, bei tagelangen Palavern auch durch Gesang, Musik und Mahlzeiten. Ist ein expat Teilnehmer, stört er also die gewohnte Homogenität des Gremiums und tut gut daran, nicht zu sehr vorzusprechen, nicht einmal als Chef. In meeetings prallen die kulturellen Prägungen am heftigsten aufeinander. Der Nordländer möchte die TOPS zügig abhaken, geornet und etwas atuhoritär, aber Südländer ziehen da nicht mit. Am meisten haben mich in solchen meetings das Durcheinander und häufige Gelächter gestört. Drückt man Entscheidungen durch ohne Kollgen mitzuziehen, braucht man sich über mangelhafte Umsezung nicht zu wudern. Ein wichtiges Prinzip des Palaverns ist auch, dass jeder Teilnehmer wahrhaftig seine Ansicht äussert und äussern darf und keiner übergangen oder gehindert wird, sondern jede Gegenstimme durch gemeinsame Wahrheitsfindung überzeugt wird und alle kompromissfähig sind.

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